Die Fragen nach Gewicht und Milchmenge

Die Frage nach dem Gewicht ist oft eng mit der Frage “zu wenig Milch?” gekoppelt. Wichtig ist zuerst Klarheit zu haben, was bei gestillten Babys normal ist (siehe unten). Wenn alles zutrifft, was für gestillte Babys normal ist, nimmt Ihr Baby seinem Alter entsprechend zu. Trotzdem kann es Probleme geben, beispielsweise Unruhe an der Brust - in einem solchen Fall ist eine Stillberatung sinnvoll.

Wenn Sie bei Ihrem Baby bei der Beschreibung des normalen Verhaltens bei einem oder mehreren Punkten ein Problem sehen, ist eine ausführliche Stillberatung je früher desto besser sinnvoll. Eine langsamere Gewichtszunahme als altersgemäß kann in Ordnung sein, aber es ist erforderlich, alle Faktoren genau anzuschauen. Die Stillberaterin wird den Gewichtsverlauf als Kurve darstellen, anschauen und mit Ihnen besprechen.

Einschätzung der Fachkräfte

Vielleicht machen Sie die Erfahrung, dass unterschiedliche Fachkräfte den Gewichtsverlauf unterschiedlich beurteilen. Es kommt sowohl vor, dass jemand die Eltern ohne hinreichende Notwendigkeit zum Zufüttern drängt, aber auch, dass bei zu langsamer Gewichtszunahme zu lange gewartet wird, in der Hoffnung, dass sich das Problem von selbst löst. Wenn sich dies dann nicht einstellt, wird zur Flasche geraten, was leicht zu Abstillen und Enttäuschung führt.

Wenn Ihr Baby wirklich zu wenig zunimmt, dann hat es nicht genügend Energie, um sich genügend zu holen und Ihre Milchbildung aufrechtzuerhalten - dann braucht es Hilfe und meist zeigt es dies durch sein Verhalten.

Sie werden Ihr Baby über Monate (und länger) stillen können, wenn es beim Stillen seinem Alter entsprechend zunimmt - dann stellen sich Zufriedenheit bei Mutter und Baby ein. Damit hat es für seine Gesundheit und Entwicklung automatisch genügend zugenommen. Wenn seine Gewichtszunahme weniger ist, kann es sein, dass dadurch der Erhalt des Stillens in Frage gestellt ist, seine Gesundheit und seine Entwicklung jedoch nicht gefährdet sind. Die Kriterien für den Erhalt des Stillens sind enger als für Gesundheit und Entwicklung.

Stimmt die Beurteilung der Fachkraft mit Ihrer Beobachtung und Einschätzung überein? Wenn nicht, kann es sinnvoll sein, eine zweite Meinung zu suchen.

 

Was wird bei den meisten gestillten Babys beobachtet?

Beim Baby, das voll gestillt wird, das also nur an Ihrer Brust trinkt, ist normal:

Im Wochenbett:

  • Ihr Baby geht spontan an die Brust.

  • Es saugt 8 bis 12 mal in 24 Stunden oder öfter an beiden Brüsten, in den ersten Tagen nur wenige Minuten, später vielleicht etwas länger.

  • Das Saugen ist für Sie nach kurzer Gewöhnungszeit angenehm.

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Nach den ersten zwei Wochen:

  • Ihr Baby geht spontan an die Brust.

  • Ihr Baby stillt 8-12 mal in 24 Stunden, oder öfter, immer oder meist an beiden Brüsten.

  • Ihr Baby trinkt nur an Ihrer Brust.

  • Sein Saugen ist für Sie angenehm.

  • Ihr Baby hat 5-6 nasse Einwegwindeln / Tag oder 6-8 nasse Stoffwindeln / Tag; der Urin ist blass.

  • Ihr Baby hat in den ersten vier bis sechs Wochen zwei bis fünf Windeln mit Stuhl pro Tag.

  • Ihr Baby hat nach den ersten vier bis sechs Wochen weiter täglich (mehrmals) Stuhl oder es liegt eine Pause von bis zu 14 Tagen zwischen zwei Stuhlgängen (mit großer Portion).

  • Mehr dazu im Buch Stillen, Seite 67

Was ist beim Gewicht normal?

Im Wochenbett:

  • Das tiefste Gewicht Ihres Babys war nicht mehr als 7 % unter seinem Geburtsgewicht.

  • Ihr Baby hat sein Geburtsgewicht bis zum Tag 10 wieder erreicht.

Nach den ersten zwei Wochen:

  • Ihr Mädchen nimmt in den ersten zwei Monaten mindestens 170 g/Woche zu - danach weniger.

  • Ihr Junge nimmt in den ersten zwei Monaten mindestens 210 g/Woche zu - danach weniger.

  • Ihr Baby verdoppelt sein Geburtsgewicht zwischen 3 und 4 1/2 Monaten.

  • Mehr dazu im Buch Stillen, Seite 67-68, 103-107

Wenn Ihr Baby so zunimmt, herzlichen Glückwunsch! Viel Freude beim weiteren Stillen Ihres Babys! Wenn Ihr Baby langsamer zunimmt, gibt es Möglichkeiten, etwas zu verändern und weiter Freude am Stillen zu haben. Eine Stillberatung ist möglichst bald zu empfehlen, um die Ursachen herauszufinden und wenn nötig, während des Stillens zuzufüttern und damit zu helfen, dass Ihr Baby seinem Alter entsprechend zunimmt.


Wenn ihr Baby länger deutlich zu wenig zugenommen hat

Am allerbesten ist zu vermeiden, dass ein Baby länger deutlich zu wenig an Gewicht zunimmt. Aber manchmal kann es durch eine Verkettung von ungünstigen Umständen doch dazu kommen. Das ist für das Baby und die Eltern großer Stress. Manchmal wird das Baby in einer solchen Situation ins Krankenhaus eingewiesen, was die ganze Familie meist ebenfalls als großen Stress erlebt.

Bei der Begleitung in einer solchen Situation ist es mir ein Anliegen, die Eltern mit großer Wertschätzung in ihrer Elternrolle zu stärken, die Gesamtsituation mit mehreren Einflussfaktoren zu besprechen, klar über die Möglichkeiten zu informieren und konkrete Schritte für den Weg aus der Situation heraus zu beschreiben. Sie als Eltern treffen die Entscheidung, welche Maßnahmen Sie umsetzen möchten und ich möchte Sie bei der Umsetzung Schritt für Schritt unterstützen.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie auf den Seiten Zu wenig Milch, Brusternährungsset, Zu kurzes Zungenband.

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